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15.12.2021

Bertelsmann Studie: Vor allem Alleinerziehende müssen aufstocken

15.12.2021 Trotz eines oder mehrerer Jobs müssen 860.000 berufstätige Menschen in Deutschland mit Sozialleistungen aufzustocken. Eine Langzeituntersuchung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass alleinerziehende Familien besonders betroffen sind. Die Gründe: niedrige Löhne in frauentypischen Berufen, Minijobs und fehlende bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote.

"Die Analyse der Bertelsmann Stiftung unterstreicht unsere Forderungen, die wir in dem Positionspapier "Wir brauchen einen Aktionsplan Kinderbetreuung 2022–2027" gebündelt haben", sagt Nicola Stroop, Vorstand des VAMV NRW. In dem Positionspapier heißt es: "Eine qualitativ hochwertige, flexible, bedarfsgerechte Kinderbetreuung ist Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Insbesondere die Randzeitenbetreuung, die für viele systemrelevanten Berufe wie beispielsweise im Einzelhandel oder der Pflege notwendig ist, muss ausgebaut werden. Die Zahl der Menschen, die im Schichtdienst oder am Wochenende arbeiten, hat in den letzten Jahren zugenommen. Ein Ausbau und die Flexibilisierung der Betreuungszeiten sowie neue Modelle in der Kinderbetreuung müssen dringlich umgesetzt werden."

Laut der Untersuchung hängt es maßgeblich von der Erwerbssituation ab, ob aufgestockt wird oder nicht: Je geringer die Arbeitszeit und je niedriger der Stundenlohn ausfallen, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, zusätzlich SGB-II-Leistungen beziehen zu müssen. Von allen Aufstocker*innen übten fast die Hälfte (46 Prozent) eine geringfügige Beschäftigung aus und über drei Viertel erhielten einen Niedriglohn. Bei Alleinerziehenden wirke sich das besonders stark aus. Unter allen Haushaltsformen weisen Alleinerziehende das höchste Risiko auf, ihr Arbeitseinkommen aufstocken zu müssen: Mehr als jede:r sechste erwerbstätige Alleinerziehende bezieht zusätzlich SGB-II-Leistungen.

Das Aufstocker-Risiko steige bei ihnen erheblich, wenn sie einer Beschäftigung mit geringem Verdienst oder nur in Teilzeit nachgingen, heißt es in der Analyse der Bertelsmann Stiftung. Aufgrund der oftmals alleinigen Fürsorgeverantwortung für ihre Kinder bliebe ihnen aber häufig keine andere Wahl. "Jüngere Kinder benötigen zumeist mehr Zeit und Fürsorge. Doch vielfach fehlen Betreuungsstrukturen oder -angebote, die es Eltern und insbesondere Alleinerziehenden ermöglichen würden, einen Beruf in Vollzeit oder auch, wie in der Schichtarbeit, zu bestimmten Zeiten auszuüben", erläutert Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung.

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