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11.09.2021

Alleinerziehenden-Studie: Wenig Geld, kaum Zeit, stark belastet

Erstmalig kommen Alleinerziehende im Rahmen einer Studie über ihre Lebenssituation selbst zu Wort: der Verband alleinerziehender Mütter und Väter – Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (VAMV NRW) hat mit der Prognos AG zwei Politikwerkstätten in Dortmund und Köln durchgeführt, bei der Alleinerziehende ihre Situation schildern, ihre Unterstützungsbedarfe benennen und bestehende Angebote bewerten konnten. Der VAMV NRW hat die Studie „Alleinerziehend – Situation und Bedarfe“, die auch eine Auswertung des Mikrozensus 2017 sowie des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) 2016 beinhaltet, jetzt veröffentlicht. Finanziert und möglich gemacht hat das nordrhein-westfälische Familienministerium das Projekt, das einer langjährigen Forderung des VAMV Rechnung trägt: „Sprecht mit den Alleinerziehenden und nicht nur über sie“. 

„Alleinerziehende stellen mit rund 20 Prozent aller nordrhein-westfälischen Familien eine stetig wachsende Familienkonstellation dar, die vor besonderen Herausforderungen steht“, erklärt der nordrhein-westfälische Familienminister Joachim Stamp. „Ihre Bedarfe müssen ebenso berücksichtigt werden wie die anderer Familienformen. Belastungen, die in Paarfamilien auf zwei Schultern liegen, tragen sie oftmals allein. Hier sind Politik und Gesellschaft gefordert, Unterstützung zu ermöglichen. Deshalb war es mir ein wichtiges familienpolitisches Anliegen, dass auch die Betroffenen selbst in dieser Studie zu Wort kommen und ihre Bedarfe benennen. Nur so können wir gemeinsam Lösungen entwickeln“, sagt Familienminister Stamp.

Gut qualifiziert, mehr Wochenarbeitsstunden aber weniger Geld

Alleinerziehenden stehen durchschnittlich deutlich weniger Geld und weniger Zeit zur Verfügung als Paarfamilien. Ihre Arbeitskontexte sind häufiger prekär, Wohnungen nicht selten kleiner und Bezugsquoten von staatlichen Transferleistungen höher. Insgesamt erleben sich Alleinerziehende gesundheitlich stärker belastet. Einelternfamilien sind damit weiterhin gesellschaftlich, finanziell und rechtlich gegenüber anderen Familienformen benachteiligt. „Die Studienergebnisse bestätigen unsere zentralen politischen Forderungen“, sagt VAMV NRW-Vorstand Nicola Stroop. „Politische Maßnahmen und Leistungen zielen noch zu oft auf die klassische Paarfamilie ab und erreichen Alleinerziehende zu selten. Das muss endlich anders werden.“ Vor diesem Hintergrund werden der VAMV NRW und das nordrhein-westfälische Familienministerium gemeinsam ein weiteres Projekt initiieren: die Entwicklung eines Digitallotsen für Alleinerziehende. Familienminister Joachim Stamp: „Wir möchten alleinerziehende Mütter und Väter unterstützen und wollen dazu gemeinsam mit dem VAMV NRW einen interaktiven Digitallotsen entwickeln. Alleinerziehende sollen einfach und individuell zu passgenauen Informationen und Beratungsangeboten in Nordrhein-Westfalen gelotst werden.“ 

Gebündelte Informationen zu Unterstützungsangeboten fehlen

Die Studie hat hier neue Erkenntnisse offenbart: In den Politikwerkstätten beklagten Alleinerziehende, dass wichtige Informationen zu Unterstützungsangeboten im Alltag nicht gebündelt verfügbar seien. „Relevante Angebote werden von den Alleinerziehenden oft nicht gefunden“, führt Nicola Stroop aus. „Eine bloße weitere Auswertung von statistischen Daten hätte uns nicht zu dieser Erkenntnis geführt.“ Erst die qualitative Befragung der Alleinerziehenden habe die quantitativen Daten konkretisiert und illustriert. 

Download Studie

Die Studie „Alleinerziehend – Situation und Bedarfe. Aktuelle Studienergebnisse zu Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland“ sowie die daraus abgeleiteten acht Forderungen des VAMV NRW stehen unter dem folgenden Link als PDF-Download zur Verfügung.

https://vamv-nrw.de/studie/   

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